Dyskalkulie

Rechenschwäche  

Dyskalkulie

In der Dyskalkulie fehlt den Betroffenen meist das Zahlen- und Mengenverständnis.
Dyskalkuliker haben dabei große Probleme, eine Zahl mit der entsprechenden Menge in Verbindung zu bringen. Einfache Rechenschritte müssen immer wieder neu mit den Fingern abgezählt werden, um aufs Ergebnis zu kommen. Gleichzeitig fehlt oft das Gefühl für „viel“ und „wenig“


Merkmale

Während LRS (auch Legasthenie) bereits in den achtziger Jahren in Schulen als Lernstörung anerkannt wurde, gilt das für die Dyskalkulie (noch) nicht einheitlich. Dennoch wird in Schulen inzwischen immer mehr darauf Rücksicht genommen.
Das war nicht immer so, denn früher galt man mit Rechenschwäche einfach nur als rechenfaul. Gleichzeitig wurde unterstellt, dass man keine Lust auf Mathematik hat oder sogar generell alles ablehnen würde, was damit zu tun habe. Erst sehr viel später erkannte man tatsächlich Zusammenhänge im Bereich von Lernstörungen die im Gehirn ablaufen und einen Dyskalkuliker daran hindern, einfachere Rechenabläufe zu behalten und abzurufen. Leichte Rechenschritte müssen immer wieder neu ausgerechnet werden (z.B. 5+6 verankern sich nicht als Summe 11 im Gehirn).  Meist nutzen die Betroffenen die Finger dazu, um auf das Ergebnis zu kommen. Dyskakulikern fehlt quasi das Zahlen- und Mengenverständnis. Dabei sagt das nichts über die Intelligenz eines Betroffenen aus. Dieser kann sogar einen überdurchschnittlichen IQ aufweisen (Hochbegabung). Doch Menschen mit Dyskalkulie haben nicht zwangsweise eine Abneigung zur Mathematik. Oft haben sie Probleme bei der Lösung arithmetischer Mathematikaufgaben, dafür aber keine bei abstrakten.


Therapieansatz

Grundsätzlich:
Die Vernetzung beider Gehirnhälften ist das A & O in der Lerntherapie! Erst wenn beide vernetzt zusammenspielen, ist die Grundlage dafür geschaffen, einfacher und sorgenfreier durchs Leben zu kommen. In Lernprozessen wird darauf speziell  geachtet. Auch wir fordern und fördern im Großteil unserer Spiele genau das und trainieren damit meist unbewusst Fähigkeiten an, die einem zuvor nicht (mehr) gängig waren. Im Alltag verkümmern im Laufe der Jahre leider einige wichtige Prozesse im Gehirn, weil wir diese oft nicht mehr nutzen oder anstrengen wollen. Wir finden im Alter vieles (und sogar oft einfachste Dinge) nur noch „anstrengend“. Dabei verlangt unser Gehirn nach ständiger Nahrung und Training. Das, was wir als anstrengend ansehen, wird in den Spielen im Unterbewusstsein und ganz nebenher trainiert. Der Aha-Effekt ist oftmals groß und tritt meist dann zu Tage, wenn man gar nicht (mehr) damit rechnet. Und diesen Effekt kann tatsächlich jeder und in jedem Alter erleben und erlernen bzw. trainieren.

Meist sind es AD(H)Sler, die entweder in der Dyskalkulie oder im LRS-Bereich betroffen sind, selten in beidem. Das macht es oftmals sogar leichter zugänglich für perfekte Therapieansätze. Denn stellt man Betroffenen Material zur Verfügung, das nicht offensichtlich auf das entsprechende Problem hinweist, werden eben im Unterbewusstsein verschiedene Mechanismen antrainiert, die zu Fortschritten und Erfolgserlebnissen führen.

Wie bereits mehrfach erwähnt, fordern und fördern wir in unseren Spielen stets die Verknüpfung beider Gehirnhälften. Wir versuchen dabei mit meist simplen Methoden und Aufgaben das Gehirn auf ein höheres Level zu bringen, d.h. wir unterstützen genau das, was AD(H)Sler eh schon gerne machen: mehrschichtig und damit vernetzt zu denken. Die Katastrophe für AD(H)Sler ist es, wenn sie sich unter- bzw. überfordert fühlen. Das ist unglaublich wichtig zu wissen für die Alltagsbewältigung und eben auch im Spiel.

Ich als ADHSler werde z.B. komplett aggressiv, wenn ich UNO, MAU MAU o.ä.  spielen muss. Bei diesen primitiven Spielabläufen fühlt sich mein Gehirn absolut unterfordert, ja fast schon ausgesetzt (ausgebremst!). Andere wiederum suchen genau das Einfache, um das Gehirn nicht anstrengen zu müssen. Spannenderweise schaffen wir es immer wieder in unseren Spielen, genau diese Grenzen zu verwischen. D.h. man sucht sich die jeweils zu einem passende Spielvariante aus und trainiert sich so im Unterbewusstsein. Wir weisen beim Spiel auf der Schachtel nie konkret darauf hin, wie und wofür es einsetzbar ist. Das ist wichtig, denn kein Kind würde mitspielen wollen, wenn auf Problemfälle hingewiesen würde. Bei unseren Spielen steht stets der Spielspaß im Vordergrund und eben nicht der erhobene Zeigefinger! Nicht umsonst sprechen wir dabei auch von „mitwachsenden“ Spielen, denn in unterschiedlichen Varianten im jeweiligen Spiel verbergen sich unterschiedliche Schwierigkeitsgrade. So können oft Erwachsene mit Kindern zusammenspielen, ohne sich über- oder unterfordert zu fühlen.

Konkret:
Spricht man mit Therapeuten über das Problem in der Dyskalkulie, erfährt man, dass z.B. bereits der Zahlenraum von 0-10 auf 0-13 erweitert werden sollte, da 2 Hände eben nur 10 Finger haben und die „11“ und „12“ nicht hergeleitet werden können. Die „13“ ergibt sich aus der „3“ und „10“, die „14“ entsprechend usw. D.h. ab der „13“ lassen sich die Zahlen prinzipiell wieder herleiten.

Grundsätzlich sollten mit einem Dyskalkuliker Zahlen in Verbindung mit Mengen trainiert werden, damit auch für ihn erkennbar wird, dass z.B. drei Erdbeeren mehr sind, als nur zwei (Mengenverständnis). Gleichzeitig sollten dazu auch Zahlen gezeigt werden (also zu der Zahl 2, zwei Erdbeeren, zur Zahl 3, drei Erdbeeren), damit auch klar wird, dass die Zahl 2 kleiner als die 3 ist (Zahlenverständnis).

Auch wir achten in unseren Spielen genau auf dieses Problem: Wir führen einige Spiele, die ganz bewusst bis oder über den Zahlenraum 13 gehen (DOTS, MEHR ODER WENIGER, QUIRRLY, LIKE DICE, 100!, POMPEJI, STEPPITS) und Zahlen (Ziffern) mit Mengen in Verbindung bringen. Zudem besteht unser Spiel DOTS (Klassiker für die Dyskalkulie) praktisch aus zwei Spielsystemen, die nur miteinander verknüpft zum Ergebnis führen. So werden auch im Spiel beide Gehirnhälften gleichermaßen einsetzt. Und ganz interessant dabei: Mathematiker haben oft Probleme bei der Lösung der Aufgabe, während Dyskalkuliker sogar größere Chancen haben. Und obwohl es bei diesem Spiel eindeutig um Zahlen geht, wird es sehr gerne gerade in diesem Bereich eingesetzt. Wer es noch nicht kennt, sollte es unbedingt ausprobieren.