HSP

Hoch Sensitive Person  

HSP

Mindestens 20% der Weltbevölkerung (also jeder Fünfte von uns) gelten als hochsensitiv bzw. hochsensibel, ein Großteil hat noch nie davon gehört.
HSPler verfügen über zusätzliche Sinneswahrnehmungen, was sie ganz besonders macht: Einerseits haben sie den direkten Draht nach oben (ins Universum bzw. zu Gott), andererseits stehen sie mit beiden Füßen auf der Erde und sind permanent damit beschäftigt, Informationen zu filtern und ggf. direkt umzusetzen. Sie gelten als Vermittler zwischen Himmel und Erde, was es nicht immer einfach macht.


Merkmale

Reichen die fünf wichtigsten Sinne im Grunde aus, um einigermaßen alleine zurecht zu kommen und sich zurecht zu finden, haben HSPler Zugang zu noch weiteren Sinnen. Das ist für viele von ihnen Segen und Fluch zugleich.
Hochsensitive sind ausgesprochen naturverbunden und tierlieb, sehr feinfühlig und einfühlsam. Sie sind nah am Wasser gebaut und oft zu Tränen gerührt. 
Sie lieben die Zurückhaltung, wirken oft eher schüchtern und zerbrechlich und ziehen sich gerne in ihr Schneckenhaus zurück. Ihre Antennen sind permanent (z.T. bis in den Schlaf) auf Empfang gerichtet, ob sie wollen oder nicht. Das macht es nicht leicht für sie, denn ständig prasseln Informationen auf sie ein, in welcher Form auch immer. Viele fühlen sich der Vermittlerrolle zwischen Universum und realer Welt oft nicht gewachsen und haben dann das Gefühl, nicht „von dieser Welt zu sein!“
HSPler lieben die Distanz und lassen ungern Nähe zu, fühlen sich aber unter ihresgleichen meist wohl und gegenseitig angezogen. Sie spüren und fühlen sich im Unterbewusstsein und halten da der Nähe stand. Man kann sich quasi riechen und die Chemie untereinander stimmt.
Hochsensitive sind eher Herzenswesen, d.h. sie entscheiden meist aus dem Herzen heraus und intuitiv.
Sie lieben die Harmonie und Ausgeglichenheit und fühlen sich schnell krank, wenn sie Disharmonien ausgesetzt sind, was leider sehr häufig vorkommt. 
HSPler sind überwiegend eher schlank, wirken „dünnhäutig“ und fast schon zerbrechlich. Sie haben meist keine überproportional ausgeprägte Körpermerkmale (schmales Kreuz, eher kleineren Busen, schlankere Hüfte, schmales Becken). Frauen wirken dadurch oft maskulin, Männer feminin. HSPler haben nicht selten von Natur aus gelocktes (auch rötliches) Haar und fühlen sich am liebsten ganz natürlich, auch ungeschminkt, am wohlsten. Sie wirken oft jünger, als sie tatsächlich sind und altern anders. Biologische Zyklen (Pubertät, Wechseljahre) werden oft nicht richtig wahrgenommen und durchlebt. Zudem reden manche Kinder oft erst sehr spät (viele fühlen sich bereits im Kindergarten überfordert!).

Leider viele Eigenschaften, die heute in unserer leistungsorientierten Gesellschaft wenig (zu wenig!) Platz haben. Alles, was nicht der Norm entspricht wird schief angesehen, belächelt und wenig (oder oft gar nicht) akzeptiert. Dabei sind HSPler total wichtig für alle, denn sie verfügen mit ihren zusätzlichen Sinnen auch über zusätzliche Informationen.
Hochsensitive halten dem Leistungsdruck oft nicht stand und fühlen sich dann schnell „fehl am Platz“, d.h. die Welt läuft irgendwie an ihnen vorbei. Ein Umstand, der sie in der Seele kränkt, bis in die Zellebene spüren lässt und hart ins Mark trifft!


Sinneswahrnehmung

Unsere fünf wichtigsten Sinne, die bereits während der Schwangerschaftswochen angelegt und ausgebildet werden und über die jeder normalerweise von Geburt an verfügt:
Nahsinne:
-       Tastsinn (ca. ab der 5.-8. Schwangerschaftswoche)
-       Geschmacksinn (ca. ab der 10. Schwangerschaftswoche)
-       Geruchsinn (ca. 13.-14. Schwangerschaftswoche)
Fernsinne:
-       Hörsinn (ca. ab der 17. Schwangerschaftswoche)
-       Sehsinn (ca. ab der 25. Schwangerschaftswoche)
weitere Sinne:
-       Gleichgewichtssinn (ca. ab der 9. Schwangerschaftswoche)
-       Temperatursinn (ca. ab der 6.-9. Schwangerschaftswoche)
-       Schmerzempfindung (ca. ab der 18. Schwangerschaftswoche)
-       Bewegungsdrang
-       Körperempfindung / Tiefensensibilität
zusätzliche Sinne (werden von Hochsensitiven wahrgenommen):
Sechster Sinn:
-       Außersinnliche Wahrnehmungen (Hellsehen, Telepathie, Spiritualität, Esoterik)
Siebter Sinn:
-       Unterbewusstsein / Intuition

Unser größtes Sinnesorgan, die Haut, enthält Rezeptoren für Schmerz, Druck, Kälte und Wärme. Mit ihr nehmen wir so den Tastsinn, den Temperatursinn und die Schmerzempfindung wahr. Der Tastsinn wird in den ersten Schwangerschaftswochen interessanterweise über die Lippen ausgebildet. Hier laufen besonders viele Nerven zusammen und wir nutzen ihn bis ins hohe Alter, z.B. wenn wir uns küssen. 

Für die meisten Menschen steht der Sehsinn an erster Stelle, denn das Auge ist quasi das Tor zur Welt. Dennoch gibt es durchaus Kulturen, in denen andere Sinne eine dominantere Rolle spielen. Zudem ist bekannt, dass durch unterschiedliche Umstände (z.B. Krankheiten, Umwelteinflüsse, etc.) auch Sinne verloren gehen, ausgeblendet oder (unbemerkt) vernachlässigt werden können.
Oft kompensieren wir fehlende bzw. verloren gegangene Sinne: So ist z.B. bei Sehbehinderten bzw. Blinden das Gehör oder/und der Tastsinn meist stärker und sensibler ausgeprägt, bei Hörgeschädigten oder Gehörlosen der Sehsinn.

Hochsensitive oder Hochsensible sind ganz besondere Wesen, denn man findet sie sowohl unter uns Menschen, als auch im Tierreich. Man sagt ihnen nach, „dass sie den sechsten bzw. siebten Sinn haben“. Als sechsten Sinn bezeichnet man die Wahrnehmung, die jemand unbewusst und ohne die bekannten Sinne bemerkt bzw. wahrnimmt. Meist sind das eben Dinge, die von anderen (noch) gar nicht wahrgenommen werden (können). Das wird oft mit Hellsehen, Telepathie o.ä. gleichgesetzt. Zudem wird schnell auch von Spiritualität und Esoterik gesprochen. Meist erschrickt der Betroffene selbst über seine Fähigkeiten und hat es nicht leicht in der Gesellschaft. Er wirkt meist überfordert, einfach „anders“, oft „ängstlich“, „zu nah am Wasser gebaut“, „ständig auf Empfang“, „wie von einer anderen Welt“. Spannend hierbei: HSPler haben einen direkten Draht nach oben – eben zu Gott bzw. ins Universum. Und dabei entstehen oft Diskrepanzen, denn Spiritualität und Esoterik passen in unserer Gesellschaft nicht so recht zusammen. Spiritualität bedeutet, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten. Dabei steht hinter allem eine höhere, spirituelle Wirklichkeit. In der Esoterik fühlen sich Menschen auf der Suche nach dem Sinn im Leben nicht mehr den traditionellen Kirchen hingezogen, sondern vielmehr der Nahrung durchs Licht, den Wahrsagern, Geistheilern, auch dem Buddhismus, der Astrologie und Feng Shui. Dabei ist völlig egal wie und in welcher Form, doch sollte der direkte Draht nach oben ins Universum oder zu Gott unbedingt zugelassen, verfeinert und sensibilisiert werden. Denn die Fähigkeit, zwischen Himmel und Erde zu vermitteln, ist eine wunderschöne und ganz spezielle Begabung, die meiner Meinung nach sehr viel mehr Menschen in sich tragen und einsetzen könnten.  

Hochsensitive sind sehr feinfühlig und empathisch. Ihre sensitive Wahrnehmung ist sowohl in positiven, als auch in negativen Bereichen meist um ein Vielfaches (durchaus bis zu 10mal!) höher ausgeprägt, als normal. Man spricht im Zusammenhang von HSPlern daher gerne auch von „zart besaitet“. Was wie nach Begabung und Fähigkeit aussieht, kann gleichzeitig rasch zur Belastung und Schwäche beim Betroffenen führen. Denn mit zusätzlichen Sinneswahrnehmungen müssen HSPler auch mehr Eindrücke verarbeiten und das Gehirn läuft zur Höchstform auf. Die Anstrengung kostet viel Kraft und Betroffene ermüden rasch, sind überfordert oder versuchen sich rechtzeitig aus Reizüberflutungen auszuklinken, denn Störquellen lenken die Konzentration aufs Wesentliche oft ab. So ist die Fähigkeit, (zusätzliche) Sinne hochsensitiver wahr zu nehmen genial und anstrengend zugleich. 

HSPler sind schnell reizüberflutet. Bereits leichte Reizungen oder Empfindungen reichen dann oft schon aus, um schmerzhafte Überreizungen auszulösen. Bestes Beispiel aus früheren Zeiten: Das Märchen von der „Prinzessin auf der Erbse“. Im Märchen spürt die Prinzessin die Erbse noch unter „zwanzig Matratzen und zwanzig Daunendecken“. Das erklärt sehr gut das Gefühl, Sinne hochsensitiv zu spüren und wahrzunehmen.
Auch Luftdruckschwankungen in der Atmosphäre (z.B. bei Wetterumschwung) führen schnell zu Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel oder Kreislaufbeschwerden. Ein HSPler nimmt oft bereits Gerüche wahr, die andere noch nicht einmal ansatzweise riechen können. So können durchaus gut gemeinte Düfte (z.B. Parfüm) zu dick aufgetragen, oder auch unangenehme Gerüche, für sie sogar schmerzhaft und unerträglich werden, wenn sich HSPler der Reizüberflutung nicht entziehen können. Auch leichte Berührungen können bei Hochsensiblen zur Überreizung führen und regelrechte Schmerzen verursachen, da auch hier die Rezeptoren in der Haut Empfindungen wesentlich sensibler wahrnehmen und bis in die Zellebenen weiterleiten und verteilen. Nicht immer einfach sowohl für den, der die Reizung auslöst, als auch für den, der sie eben „anders, als normal“ empfindet. Zudem weiß man von Hochsensitiven, dass sie auf Wasseradern nicht oder nur schlecht schlafen können und in Vollmondnächten meist wach liegen.
Das wird dann oft als „unnormal“, „krankhaft“, „dünnhäutig“, etc. abgetan oder sogar kopfschüttelnd belächelt. Doch ist es HSPlern selbst nicht unbedingt wohl dabei, denn sie wirken auf ihre Mitmenschen dann eher „anstrengend“, „launisch“, „zickig“, etc. Daher ziehen sich Hochsensitive am liebsten in ihr Schneckenhaus (ihren Wohlfühlraum) zurück. Dort können sie dann endlich ungestört ganz für sich alleine sein und vor allem ist alles wie immer: Es sieht gleich aus, riecht gleich, hat die gewohnte Raumtemperatur, ist angenehm ruhig, usw. Zudem können sie sich vor Überreizungen abschotten und müssen sich nicht permanent anderen gegenüber rechtfertigen.
Doch leider ist das oft in Partnerschaften quasi unmöglich: HSPler versuchen sich meist unterzuordnen, um dem Partner zu gefallen bzw. nicht aufzufallen. Das nagt dann noch mehr am Selbstbewusstsein und man fühlt sich vom Partner abhängig und später alleine nicht mehr lebensfähig. Eigene Rückzugsorte sind normal nicht wirklich möglich, denn klassische Raumverteilungen in einer Drei-Zimmer-Wohnung sind leider auch heute noch immer nach gleichem Schema aufgeteilt: Wohnzimmer, Esszimmer, Kinderzimmer, Küche, Bad. Dabei geistert immer noch die Meinung durch unsere Köpfe, dass man in einer Beziehung nur gemeinsame Räume braucht. Doch sind eigene Zimmer für jeden Partner existentiell wichtig, um sich zurück zu ziehen und selbst weiter entfalten und (er)leben zu dürfen! Ansonsten opfert man ein Stück von sich selbst und stört sich dann schnell an Kleinigkeiten des anderen. Viele verlieren dabei ihre hohe Sensibilität und damit auch ihr eigenes Ich. Das geht oft sogar so weit, dass sie ihren Körper für den Partner bzw. die Umwelt (plastisch) verändern (Fettabsaugen, Lippen aufspritzen, Busenvergrößerung, etc.), um anderen zu gefallen. Nicht selten leiden sie dann noch mehr, weil die Veränderungen nicht mehr zur Inneren Wahrnehmung passen. Nicht umsonst verzichtet die Natur bei Hochsensitiven auf überproportional ausgeprägte Merkmale. Beispielsweise würde ein zu großer Busen mehrere Sinne durcheinanderbringen: Zusätzliches Gewicht Schmerzen in der Wirbelsäule auslösen, permanentes auf und ab wippen den Tastsinn irritieren, größerer Brustumfang in engerer Kleidung permanentes Druckgefühl durch Quetschung und Einengung auslösen, zusätzlicher Wärmestau unter der Brust den Temperatursinn durcheinander bringen und die Haut reizen, ungewohnte Blicke anderer auf den üppigen Ausschnitt unangenehm irritieren – all das wären zusätzliche und unnötige Reizquellen, auf die die Natur gerne verzichtet. Denn HSPler sind mit ihrem Überangebot an Reizen meist eh schon überfordert. Das hat inzwischen selbst die Industrie erkannt und so gibt es Cremen, Lotionen, Shampoos, Deos, Wasch- und Putzmittel bereits in sensitiver Form „für empfindliche Haut“. Ansonsten greifen Hochsensitive gerne zur Naturkosmetik, am besten ohne Parfüm und sonstigen Zusätzen. 

Das, was viele als „Sensibelchen“, „Weichei“, „Heulsuse“, „Träumer“, etc. abtun, ist für Hochsensitive ein absolutes Gefühlschaos und oft die Katastrophe. Viele fühlen sich der Rolle in dieser leistungsorientierten Welt nicht gewachsen und würden sich am liebsten noch weiter verkriechen und ausklinken. Nicht wenige leiden an mangelndem Selbstbewusstsein, weil sie sich nicht mit ihrer geistigen Vielfalt und Kreativität entfalten können und dürfen, wie sie es tief in sich selbst fühlen und empfinden. 
Hochsensitive untereinander gehen sehr viel feinfühliger miteinander um, als es normal üblich ist. Man spürt sich regelrecht in andere hinein, achtet intuitiv auf Grenzen und wahrt die Distanz. Zudem wissen HSPler selbst zu gut, was sie beunruhigt oder ablenkt. 
Leider hat Empathie in unserer leistungsorientierten Ellenbogen-Gesellschaft keinen bzw. immer weniger Platz. Schade, denn das Leben könnte so viel einfacher sein, wenn wir mehr Achtsamkeit gegenüber unseren Mitmenschen üben und überwiegend mit dem Herzen bzw. aus dem Bauch heraus entscheiden würden.


KINDER / ELTERN / ERWACHSENE

Eltern kennen solche Familienverhältnisse: Leben mindestens zwei Kinder im Haushalt, ist das eine meist hyperaktiv (ADHS), das andere eher ruhig (ADS) oder sogar noch ruhiger, zurückhaltend, oft sogar ängstlich und völlig überfordert, hochsensibel (HSP).
Hat man früher in der Erziehung auf solche Kinder wenig Rücksicht genommen und sie eher angespornt, damit sie aus sich herauskommen und nicht alles um sich herum vergessen oder verträumen, geht man heute zunehmend anders, sensibler damit um. Viele Erwachsene erkennen in ihren Kindern sich selbst bzw. ihre (verlorene) Kindheit wieder und merken erst dann, dass auch sie hochsensibel sind. Ließ man Mädels früher oft gewähren („Heulsuse“ war eine eher typisch weibliche Eigenschaft), mussten Jungs dagegen typisch männliche Eigenschaften lernen und durften nicht weinerlich und zurückhaltend sein. Daher trifft man heute hauptsächlich viele Männer, die Hochsensitivität abstreiten oder ablehnen, weil sie diese nie erleben, geschweige denn ausleben durften.
Hochsensibilität ist vererbbar und wird den Kindern bereits in die Wiege gelegt.
Wie schon erwähnt, wissen tatsächlich viele Eltern / Erwachsene oft selbst nicht, dass sie hochsensibel sind, weil sie es eben verlernt haben oder nicht durch- bzw. ausleben durften.
Dabei beginnt für viele Hochsensible bereits im Babyalter das Dilemma: HSP Kinder kommen z.T. zu früh oder auch zierlicher (kleiner und leichter) als normal auf die Welt. Zudem spricht man oft auch von anstrengenden Babys / Kindern. Beispielsweise wenn sie viel schreien („Schreibabys“) oder oft und lange wach liegen. Sie rauben so ihren Eltern den Schlaf und nicht selten auch den letzten Nerv. Eltern sind dann völlig überfordert und kommen oft mit der neuen Situation nicht klar. Zudem müssen sie sich ständig gegenüber anderen erklären und rechtfertigen, was unglaublich anstrengend sein kann. Statt auf Babys behutsam einzureden und ihnen ihren Freiraum zu geben, wird händeringend nach Problemlösungen meist im medizinischen Bereich gesucht. Schließlich soll jedes Kind möglichst „normal“ aufwachsen. Und so nimmt man oft unbewusst den Kleinen ihre hohe Sensibilität. Damit kommen viele Kinder nicht klar, denn sie werden quasi in ihrer Sensibilität manipuliert. Schon von klein auf sollen Kinder Stärke zeigen und nicht gleich wegen jedem kleinen Vorfall in Tränen ausbrechen. Sie sollen sich nach Möglichkeit anpassen, unterordnen und nicht groß auffallen, dabei leistungsorientiert und liebenswert sein. Für Träumereien und Gefühle ist meist kein oder nur wenig Platz. So wird aus dem kleinen Individuum schnell das Spiegelbild der Eltern und der Umwelt. Die Kleinen haben sich quasi angepasst und sind so für die Erwachsenen besser und einfacher zu handeln. Gleichzeitig geraten die Kinder oft in eine Identitätskrise. Statt sie in ihren hochsensiblen Wahrnehmungen zu unterstützen, werden sie gebremst und ihre Gefühle regelrecht unterdrückt. Kinder müssen so schnell selbst lernen, alleine damit klar zu kommen. Sie ziehen sich noch mehr in sich selbst zurück, haben oft niemanden, dem sie sich anvertrauen können und zerbrechen oft in dieser Phase. Um sich selbst wieder zu spüren, beginnen viele dann Essstörungen zu entwickeln (Magersucht, Ess-Brech-Sucht, Fressattacken), nehmen Drogen, ritzen sich oder werden depressiv. Auch Tätowierungen sind dann oft eine Art von Rebellion oder sich selbst suchen, wiederfinden und ausprobieren.  
Nicht selten erkennen sich Eltern in diesen Phasen selbst wieder. Sie durchleben quasi mit ihrem Nachwuchs ihr eigenes, unterdrücktes Ich, geraten in eine Identitätskrise und entwickeln oft ähnliche Symptome. 

Kinder spüren hochsensibel oft schon kleinste, soziale Veränderungen in der Familie und bekommen auch auf anderen Ebenen sehr viel mehr mit, z.B. wenn sich ihre Eltern auseinanderleben oder nicht mehr verstehen. Oft versuchen sie dann schon zu vermitteln, wenn die Erwachsenen noch gar nicht merken, wie weit sie sich bereits voneinander entfernt haben. Trennen sich Eltern, zerbricht für Kinder ihre heile Welt, ihr Wohlfühlraum. Viele kommen damit nicht mehr klar, ziehen sich noch weiter zurück und fühlen sich schuldig. Da ist es besonders wichtig, wenn beide Elternteile früh darüber reden und die Kinder mit einbeziehen. Kinder dürfen nie dafür verantwortlich gemacht werden, Auslöser einer Trennung zu sein! 


Freunde / Partner

HSPler sind sehr wählerisch in der Auswahl mit Freunden und dem Partner, zudem zunächst eher zurückhaltend und abtastend. Durch ihre hochsensitiven Fähigkeiten muss praktisch alles passen. „Ich kann dich nicht riechen“ oder „die Chemie bei uns stimmt“ sind typische Aussagen in diesem Zusammenhang. HSPler spüren schnell und präzise und brauchen dennoch ihr eigenes Tempo, bis sie Nähe zulassen. Haben sie sich dafür entschieden, sind sie sehr leidenschaftlich und einfühlsam.
Allerdings bleiben viele aber auch lieber alleine und fühlen sich dann wohler und ungestresster. So müssen sie sich auf nichts Neues einlassen und können ihrem gewohnten Tagesrhythmus nachgehen. Was viele in der Gesellschaft als „Alltagstrott“ ansehen und den Tag gerne mit allen möglichen Dingen vollpacken, genießen Hochsensitive lieber ihren eigenen Rhythmus und all ihr Gewohntes, meist verbunden mit Yoga, Meditation oder sonstigen Ritualen. HSPler genießen auch das Alleinsein und sind froh, wenn sie (mal) die Türe hinter sich zumachen können und sie niemand stört. Darauf ist unbedingt in Partnerschaften und unter Freunden zu achten! Hochsensitive brauchen keinen Trubel und sind sehr genügsam – auch hier für viele eben anders, als normal!


Therapieansatz

HSPler bitte niemals therapieren!
Die Fähigkeiten eines Hochsensitiven sind unbezahlbar und unglaublich wichtig für uns alle! Anstatt zu therapieren, brauchen HSPler die volle Unterstützung! 


Unterstützung

HSPler müssen grundsätzlich unterstützt werden, ohne mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Anfassen geht sowieso gar nicht! Ein HSPler entscheidet selbst, wann, wo und zu wem er (körperliche) Nähe sucht und zulässt.
Hochsensitive wirken zwar meist verträumt, sind aber hellwach in allen (auch zusätzlichen) Sinnen. Das kostet meist sehr viel Kraft und Energie, da unglaublich viel oft gleichzeitig verarbeitet werden muss. Darauf sollte unbedingt Rücksicht genommen werden. HSPler fühlen sich wohl in ihrer vertrauten Umgebung und wollen möglichst in Ruhe gelassen werden. Sie genießen und lieben den Umgang mit Tieren und werden oft eins mit ihnen (Wölfe, Hunde, Katzen, Pferde, …).
Sie fühlen sich meist unwohl auf Einladungen oder Partys und sind froh, wenn sie dem entgehen können. HSPler leiden meist an Hautkrankheiten und Allergien. Sie mögen die Sonne, halten sich aber oft eher bedeckt im Schatten auf (meist heller Hauttyp und daher anfällig gegenüber UV-Strahlung).
Hochsensitive gehen meist ungern aus ihrer Komfortzone. Urlaub muss nicht unbedingt sein und wenn, dann am liebsten am gleichen Ort, gleiches Hotel, etc.
HSPler sind durch ihre hochsensible, zerbrechlich wirkende Art leider sehr anfällig gegenüber körperlicher und sexueller Gewalt. Daher ist es besonders wichtig, HSPler zu (be)schützen, eben meist auch im familiären und verwandten Bereich!
Wenn man es schafft, achtsam zu sein, Hochsensible zu unterstützen und eben nicht zu bremsen in all dem, was sie so einzigartig macht, hat ein HSPler die Chance, sich zu entfalten und zu wirken.
Hochsensitive wollen keine Sonderbehandlung, fühlen sich aber dann wohl, wenn sie wissen, dass man sie so liebt und akzeptiert, wie sie sind, eben hoch empathisch und einzigartig anders, als normal! 


Krankheiten / Allergien

Hochsensitive haben ein Körperempfinden, das oft weit über dem liegt, was man normal kennt. So fühlen sie z.B. den Schmerz beim Setzen einer Spritze oft so, als würde man sie mit einem Messer stechen. Dabei fühlen HSPler sowohl im Positiven, als auch im Negativen meist um ein Vielfaches mehr als normal. Sie müssen beide Reizbereiche sehr viel intensiver verarbeiten, als man sich das normal vorstellen kann. Das lässt sie oft so zerbrechlich, abwesend, unnahbar und distanziert erscheinen. Dabei ist das ein wichtiger und hochwirksamer Schutz, um nicht noch mehr Eindrücken ausgesetzt zu sein.
Allein dieser Umstand, von allen Seiten und auf allen Ebenen mit Eindrücken bombardiert zu werden, macht sie hoch anfällig gegenüber unterschiedlichsten Krankheiten und Allergien. Beispielsweise leiden viele HSPler an Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Ekzemen, Herpes, Akne, Warzen, Schuppenflechte, Melanome/Schwarzer Hautkrebs, Fuß- und Nagelpilz, meist in Verbindung mit Nahrungsunverträglichkeiten. Zudem häufig an Migräne, Angstzuständen, Phobien, Depressionen, Atemwegserkrankungen (Asthma, Bronchitis, Heuschnupfen), Problemen im Magen-/Darmtrakt (Reizmagen, Magengeschwür, Übelkeit, Durchfall), etc.
Hochsensitive brauchen unglaublich viel Kraft und Energie, um ihre Körperbalance zu halten. Dabei spielt auch die Psyche eine große Rolle. Sie arbeiten viel mit dem Herzen (Herzenswesen), was dieses einerseits stärkt und erfüllt mit all der Liebe, die HSPler in ihr Herz hineinlassen, gleichzeitig aber auch wieder schwächt und anfällig macht bei Enttäuschungen („es bricht einem das Herz“).
Hochsensitive nutzen zur Heilung oft auch alternativ die unterschiedlichsten Möglichkeiten: Ob im religiösen Bereich, in der Esoterik, Meditation, Yoga, Schamanismus, Magie, Homöopathie, Klangschalen, Akkupunktur, Schüßler Salze, etc., es gibt eine große Auswahl an nicht chemisch gestützter Medizin, zu der HSPler vielfach einen direkteren Draht haben.


Sport / Ausgleich

HSPler sind besonders taktvoll und einfühlsam und lieben
-       Tanzen (auch Ballett)
-       Yoga
-       Meditieren
-       Eiskunstlaufen
-       Ski-Langlaufen
-       Bodenturnen, Gymnastik
-       Reiten
-       Segeln
-       Wandern
-       Bergsteigen
-       Jonglieren
-       Zaubern


Musik

HSPler brauchen den weichen, lieblichen und langsamen Sound, in dem sie sich verlieren können. Schnelle, laute Musik und harte Beats gehen gar nicht und machen sie eher krank. HSPler lieben die Vibrationen in den Instrumenten und die Schwingungen in der Musik, in die sie sich einfühlen können.

Musikrichtung:
-       Klassik
-       Oper / Operette / Musical / Ballett
-       Blues
-       Gospel
-       New Wave
-       Elektropop
-       Softe Schlager

Instrumente:
-       Streichinstrumente (Geige, Kontrabass)
-       Blasinstrumente (Flöte, Querflöte, Oboe, Trompete, Horn)
-       Tasteninstrumente (Klavier, Orgel)
-       Saiteninstrumente (Harfe, Zither)
-       Stimme / Gesang


Schule

HSPler haben in der Schule meist wenig Probleme mit dem Unterrichtsstoff, dafür leiden sie leider häufig unter Mobbing. Sie sind geistig hochkonzentriert, gleichzeitig aber auch äußerst anfällig gegenüber „Störquellen“. Das können lärmende und unruhige Klassenkameraden sein, oder auch das leise, kaum hörbare Summen eines elektrischen Gerätes oder der Klimaanlage. Aber auch seltsame Gerüche, oder Elektrosmog durch zu viele Stromquellen in Schulgebäuden lenken viele ab und stören sie in ihrer Konzentration. Für viele ist daher Homeschooling während der Corona-Zeit wie eine Erlösung.
Alternativ auch hier Schulsysteme die sicher helfen können, hochsensible Kinder bestens durch die Schulzeit zu begleiten.

Alternative Schulmodelle:
-       Waldorfschule
-       Montessori
-       Freinet-Schule
-       Jenaplan-Schule
-       Demokratische Schule
-       Daltonplan-Schule
-       Club of Rome-Schule
-       Mehlhornschule


Berufswahl

HSPler sind meist musisch hochbegabt und lieben einfühlsame Tätigkeiten und Berufe. Ihre Feinfühligkeit öffnet HSPlern sämtliche Bereiche und sie gelten meist als begnadete Tänzer, Musiker und Schauspieler. Gleichzeitig arbeiten sie gerne auch in Sozial- und Heilberufen.
ACHTUNG: Großraumbüros sind für HSPler der reinste Horror, da sie viel zu vielen Reizen gleichzeitig ausgesetzt sind!!!
Ein Einzelzimmer schafft da schnell Abhilfe, damit sich der Hochsensible aufs Wesentliche konzentrieren kann. Geht das nicht, suchen viele den Schritt in die Selbständigkeit, bevor sie im Großraum sich selbst verlieren, aufgeben und kaputtgehen! 
-       Tänzer
-       Musiker
-       Dirigent
-       Schauspieler
-       Pädagoge
-       Erzieher
-       Therapeut
-       Mediziner
-       Virologe
-       Heilpraktiker
-       Tierarzt
-       Tierpfleger
-       Model
-       Natur-/Tierfilmer
-       Fotograf
-       Produzent
-       Künstler


Fazit

Viele Eltern / Erwachsene entdecken erst in ihren Kindern ihr eigentliches Ich und werden dann oft von der Vergangenheit und ihrer eigenen Kindheit eingeholt. Wer es dann schafft, seinen Kindern den Freiraum zu geben, den sie selbst vielleicht nie erhalten haben, wird selbst erstaunt sein, was das mit den eigenen Kindern und auch einem selbst macht.
Meiner Meinung nach sind es sogar sehr viel mehr, als nur die geschätzten 20% der Weltbevölkerung, die die Veranlagung dafür haben, hochsensitiv zu sein.
Wohl dem, der es ausleben darf oder bei sich endlich wiederentdeckt!